Einführung
| Vormärz und Morgenröte
| Arbeit, Kapital und Wissen
Freude am Konsum
| Lebensträume - Gesellschaft und Kultur der Gründerzeit
Die Jagd nach dem Glück
| Gründerbiografien-Auswahl
»Mehr Licht!« - die Goethe zugeschriebenen letzten Worte scheinen in den 1850er Jahren zum Wahlspruch vieler Unternehmer geworden zu sein. Sie setzten mit ihrer Energie den Kontrast zur als Dunkelheit und Stagnation empfundenen Reaktionszeit. Sinnfällig bewahrheitete sich dies zunächst in der Verbreitung des Gaslichts, aus der wiederum ein erhöhter Bedarf an Steinkohlen resultierte. Auf Kohle, Erz und Stahl, auf eine intensive Zusammenarbeit von Wissenschaftlern und Unternehmern, der Steigerung des Welthandels, der in den Weltausstellungen sichtbar Früchte trug, und letztendlich auch auf den Zuzug einer wachsenden Zahl zur Fabrikarbeit bereiter Menschen in die frühen Industriemetropolen gründete sich der wirtschaftliche Aufschwung der Gründerzeit, mit dem sich das Bürgertum zugleich mehr politisches Gewicht zur Durchsetzung seiner politischen Ziele und Interessen verschaffen wollte.
Coak-Platz der
Königshütte,
erste Hälfte
19. Jahrhundert,
Ratingen,
Oberschlesisches
Landesmuseum
(Ausschnitt)
»Etwa ganze 12.000 Tonnen an Roheisen wurden im Ruhrgebiet um 1850/51 von 1500 Arbeitern an 15 Hochöfen jährlich erschmolzen. Um 1869/70, also vor dem »eigentlichen« Gründerboom, waren es etwa 430.000 Tonnen, die von rund 5000 Arbeitern aus 59 Hochöfen in 31 Werken gewonnen wurden. Welch ungeheurer Fortschritt an Produktivität! Dabei war der Preis für die Tonne Roheisen, nach den »Schwindelpreisen« im Aufschwung der 1850er Jahre, bis 1870 um etwa zehn bis 15 Prozent gesunken. Was nun, in den folgenden drei Jahren, an Preisen gefordert und entrichtet wurde, sollte alles Dagewesene bei weitem in den Schatten stellen. Das Zeitalter des Stahls begann. Stahl, das war der Stoff, auf dem die Moderne errichtet wurde.«
Die Leseprobe ist dem Katalog zur Ausstellung entnommen.
Klaus Tenfelde: »Alles in angestrengtester Thätigkeit« Die deutsche Montanwirtschaft im Zeitalter der Reichsgründung 1850 bis 1874, S. 116 f.